McsORGAN Magazin 2019

und keine Zeit mehr für Fahrversuche war. Zum Glück haben wir gut regulierbare Bremskraftregler verbaut, welche in der darauffolgenden Mittagspau- se justiert wurden. Solche Aktionen bedeuten im übrigen eigentlich immer, dass die sowieso schon knapp bemessene Verpflegungszeit weg ist. Also ist Verpflegung während der Fahrt angesagt. Sowieso lernt man relativ schnell, so ziemlich alles während der Fahrt im Auto zu tun. Das heisst, das Auto sollte auch entsprechend ausgerüstet sein. Man verpflegt sich, man studiert Karten, man plot- tet, wenn nur diese nervigen Pinkelpausen nicht wären... Es folgen Tests, Überführungsetappen, Regularities, Tests, Regularities usw. Die Regularities bilden einen wesentlicher Bestand- teil von LeJog. Das Ziel ist eine vorgegebene, also vorher geplottete Route, in genau der richtigen – sich immer wieder ändernden – Durchschnitts- geschwindigkeit abzufahren. Ist man zu früh oder zu spät an den unangemeldeten Kontrollpunkten, gibt es Strafsekunden. Dabei steht ein sogenanntes Jogularity sheet zur Verfügung. Für den Navigator heisst das, auf dem linken Knie ist die Karte mit der Route, auf dem rechten das Jogularity Sheet. Dem Fahrer sind nun erstens die Fahranweisungen (geradeaus, Kreuzung, Abzweigung) mitzuteilen, zweitens die «Land Marks», zum Beispiel «rostiges Gartentor rechts» bei 5,35 Meilen, Zeit 15 min 32 s, Schnitt 30 mph. Ja da gibt es viel zu tun für den Navigator und es gilt die Devise «The Navigator is the boss in the car», und genau so muss es sein. Der Fahrer fällt keine Entscheidungen was die Rou- te anbelangt. Hat er keine Anweisungen hält er an – Punkt. Dies haben wir mittlerweile verinnerlicht und das funktioniert wirklich bestens. Verfahren tut man sich sowieso, wichtig ist, dass man dies mög- lichst rasch merkt und umkehrt. Die LeJog ist eine Gleichmässigkeitsrallye. Das heisst jeder fährt für sich, es ist kein Rennen. Der Schnitt auf den Regularities ist maximal 30 mph (48 km/h). Dies klingt entspannt und das wäre es auch, solange man auf dem richtigen Weg ist und einem keine Traktoren auf den Feldwegen entge- genkommen oder viel schlimmer – vor einem in die gleiche Richtung fahren. Dann kommt urplötzlich Hektik auf und die Sache gleicht dann einem Ritt auf der Kanonenkugel. Je ungeübter man ist, desto mehr solche Parforceritte sind nötig. Schlussendlich gibt es eine Wertung. Einerseits zählen hierfür die Anzahl Strafsekunden, aber auch, ob alle Kontrollposten angefahren wurden. Das Reglement ist relativ komplex und ehrlich gesagt, wir haben es auch noch nicht ganz verstanden. Am wichtigsten ist die korrekte Route zu plotten, zu fahren und ALLE Kontrollen zu finden. Zudem soll- te man rechtzeitig bei den sogenannten Main Time Controls sein, dann ist man schon relativ gut dabei. Die LeJog ist defintiv keine Kaffeefahrt (man trinkt sowieso Tee), sondern ein sehr gut organisierter Event für Leute, denen «normale» Rallyes zu lang- weilig sind. Ebenfalls fehl am Platz sind Profilneu- rotiker, die scheiden in der Regel relativ früh aus. Der «Spirit» zählt mehr als die Art des Fahrzeuges. Das Team im Jaguar XJS fährt die Rallye ohne Scheibenwischer, obwohl es wie aus Kübeln giesst. Dafür werden regelmässig Kartoffeln auf die Schei- be gerieben.

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