McsORGAN Magazin 2020
Über die 126 m hohe Rügenbrücke gelangen wir über den Strelasund auf die Insel. Schnell ist der erste Fischbrötchen-Imbiss gefunden, um das Gefühl, dem grossen, weiten Meer nahe zu sein, zu verinnerlichen. Die Wahl fällt schwer: Aal, Hering, Makrele, Butter- fisch oder doch lieber Schillerlocken ? Wir probieren uns einfach durch das heimische Angebot im urigen Hafen von Sassnitz. Natürlich darf eine Fahrt mit dem «Rasenden Roland» nicht fehlen. Gemütlich dampfen wir mit 30 km/h durch die Granitz nach Binz, dem mondänsten der Küstenor- te. Hier kommen Eisenbahnfans voll auf ihre Kosten. Von hier aus fahren normalerweise die grossen Fähren nach Schweden. In Corona-Zeiten jedoch sind es nur die vielen kleinen Fischerboote und die riesi- gen Materialschiffe zur Verlegung der Ostseepipeline Nordstream. Friedlich grüsst die MS Otus , das ehema- lige U-Boot der britischen Marine vor Anker als Muse- umsschiff. Zu bewundern gibt es in Binz die herrliche Bäderarchi- tektur aus der Gründerzeit, als reiche Städter zur Som- merfrische auf die Insel kamen. Sie blieben damals den ganzen Sommer, wir begnügen uns mit zwei sonnigen Wochen. Eine Villa schöner und prunkvoller als die an- dere, stehen sie wie zur Perlenkette aufgereiht an den Prachtstrassen von Binz und Sellin. Errichtet für die ersten Kurgäste aus den Städten Hamburg und Berlin und nach der politischen Wende liebevoll restauriert. Aus der Gründerzeit stammen auch die Seebrücken zum Flanieren, Sehen und Gesehen werden. Das ist heute noch in den mondänen Seebädern angesagt. Aber auch Modernes ist auf der Insel zu entdecken, deshalb geht es mit dem Fahrrad weiter zu den futu- ristisch wirkenden Bauten «Hypraschalen» des Bin- zer Baumeisters Ulrich Müther. Sie sind weltweit ein- zigartig, gebaut 1982 vom «Volkseigenen Betrieb» VEB-Spezialbetonbau Binz, 2018 umfangreich saniert. Hatten wir schon die leckeren Fischbrötchen erwähnt? Die nehmen wir mit zum Strandkorb, ein wind- und co- ronageschütztes Plätzchen, in dem sich die Abstands- regeln ganz automatisch einhalten lassen. Und die findigen Rüganer haben ihr ganz eigenes Rezept ge- gen das fiese Virus entwickelt. Nur die frechen Möwen scheren sich nicht um die neuen Regeln und halten Ausschau nach der nächsten Beute.
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