McsORGAN Magazin 2020

Die nächsten fünf Jahre nehme ich weiter an den MMCC Meisterschaften teil, jedoch ohne an den ersten Erfolg anzuknüpfen. Trotz meiner geringen Leistungen beibt mir John treu – ein wahrer Weggefährte. So kann ich beim 6-Stunden-Staffellauf von Birket sowie in Zand- voort doch noch einen Sieg herausfahren. Nach Unfall Wiederaufbau 2001 will mich John überraschen: Er entführt mich nach Silverstone. Ich freue mich riesig, zeige mein bestes und lasse etliche Mitstreiterinnen hinter mir. Leider gerate ich vor Freude ausser Kontrolle, John hat mich nicht mehr im Griff, ich drehe mich und glei- te über das Innenfeld in die Abschrankung. Sorry! Das war meiner nun wirklich nicht würdig. Fürsorglich, wie er ist, bringt mich John zur Generalüberholung. Dort werde ich komplett auseinandergenommen – eine an- strengende und langweilige Prozedur. Wer schön sein will, muss leiden. Der Aufwand lohnt sich. Ich bekommen ein neues, originales Morgangestell. Stellt euch vor, dieses ist sogar mit meiner ursprüng- lichen Nummer 6625 versehen. Mein altes Chassis lan- det im Schrott! Weiter bekomme ich neue originalgetreue Flügel und auch meine restlichen Teile werden liebevoll renoviert. In neuemGlanz und voller Stolz verlasse ich ganze zwei Jahre später, mit einem Historic-Technical-Passport der GT-Klasse 11 und mit Johns Nummer HPY 849, die heiligen Hallen von Stotfold Hertfordshire. Zuhause angekommen, werde ich bitter enttäuscht. John hat sich während meiner Abwesenheit frisch verliebt. Eine 1938 Morgan 4/4 LM Lady hat mir sein Herz gestohlen und ihn nach Goodwood und Le Mans entführt. Von nun an bin ich die zweite Wahl und John setzt mich nur noch sparsam ein. Warum hat er so viel in mich investiert, wenn er sich nicht mehr mit mir zeigen, geschweige mit mir gemeinsam weitere Kämp- fe ausfechten will? Ich verstehe die Welt nicht mehr … was bin ich denn noch wert? Ich ziehe mich immer mehr in Johns Garage zurück und traue mich fast nicht mehr raus. Tag für Tag sehne ich mich nach den alten Zeiten und träume von aufregenden und abenteuerli- chen Fahrten. Ich werde einsam. Von England in die Schweiz Nachdem John nun noch Hüftprobleme plagen und er Mühe hat, sich in meine Bucket Seats zu zwängen, wis- sen wir beide, dass unsere gemeinsamen Tage gezählt sind. Völlig verzweifelt stelle ich ein Foto von mir ins Internet. Einige Interessenten melden sich, doch auf- gepasst, bei Internetbekanntschaften weiss man nie, worauf man sich einlässt! Eines Abends bekomme ich eine charmante, wenn auch in etwas holprigem Englisch geschriebene Nach- richt. Ein gewisser Oliver Däschler aus der Schweiz schreibt, er sei schon längere Zeit auf der Suche nach einer Morgan Lady mit Supersports-Genen. Kann ich McsORGAN «Lady Blue – das bewegte . . . » – 125

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