Schweizerischer Fischerei-Verband
42 //// FISCHER SCHAFFEN LEBENSRAUM //// Bei der Planung von Revitalisierungsprojekten wird in der Schweiz oftmals eine Aufweitung des Gewässerbettes ange- strebt, wobei die Gewässersohle in der Regel stark verbreitert wird. Das Fliessgewässer erhält mehr Raum und soll die gewässertypischen Strukturen (z.B. Bänke, Gumpen) selber, d.h. eigendynamisch entwickeln und damit gleichzeitig die Breiten- und Tiefenvariabilität erhöhen. Im Allgemeinen werden bei solchen Revitalisierungsprojekten weitere Strukturen (z.B. Totholz, Bepflanzung, Blocksteine etc.) nur zurückhaltend verwendet, da man lieber die Natur sich selbst überlassen möchte. Eine andere Möglichkeit zur Gewässeraufwertung ist die Einengung eines Fliessgewässers. Das Niedrigwassergerinne wird dabei mittels baulicher Massnahmen (Instream-Elementen) verengt. Gezielt sollen die gewässercharakteristischen Strukturen geschaffen werden. Die Baumassnahmen müssen hochwasserstabil sein und sollten gleichzeitig möglichst naturnah sein. Wichtig ist, dass der nötige Querschnitt zum Abführen von Hochwasserspitzen vorhanden bleibt. Die Frage, welche Art der Gewässeraufwertung die bessere ist, wird unter Fachleuten teilweise kontrovers diskutiert und muss an jedem Ort individuell beurteilt werden. Eine Untersuchung an der Allaine im Jura, wo beide Massnahmen zum Vergleich umgesetzt wurden, hat interessantes offen gelegt. In beiden Versuchsstrecken hat die Artenvielfalt binnen weni- ger Jahre gleichermassen deutlich zugenommen haben. Es wurde jedoch festgestellt, dass in der aufgeweiteten Strecke ein Teil der Fischartenzunahme auf nicht gewässertypische Arten entfällt (z.B. Alet). In der eingeengten Strecke profitierten von Aufwertung hingegen ausschliesslich standorttypische Arten. Die standorttypische Äsche konnte beispielsweise nur in der eingeengten Strecke nachgewiesen werden. Dieses Beispiel zeigt, dass mit Einengungen die standorttypischen Arten gezielt gefördert werden können. Selbstverständlich ist auch bei Einengungen ein grosszügiger Gewässerraum anzustreben, in dem sich ein Gehölzsaum oder besser noch eine aktive Aue entwickeln kann. AUFWEITEN ODER EINENGEN BEI EINER REVITALISIERUNG EINENGUNG Einengung des Niedrigwassergerinnes Gering bis mittel Gering bis mittel Einbau von Instreammassnahmen mit dem Ziel gewässertypische Strukturen zu schaffen Rasche Wirkung möglich. Auch bei stark eingeschränkten Platzverhältnissen (Siedlungsraum) möglich. Einbauten müssen hochwasserstabil eingebaut werden.Abwertung des Lebensraum Zunahme ökologischen Vielfalt (Anzahl und Häufigkeit von Arten). Realisierte Massnahmen Platzbedarf Kosten Gestaltung Besonderheiten Wirkung Empfehlung AUFWEITUNG Verbreitung des Niedrigwassergerinnes Hoch Hoch Eigendynamische Prozesse (Hochwasser, Erosion, Geschiebeanlagerungen etc.) Eigendynamische Entwicklung benötigt Zeit. Dem Gewässer müssen die nötigen, natür- lichen Gestaltungselemente zur Verfügung stehen (Geschiebe, Totholz, natürliches Abflussregime etc.) Zunahme ökologischen Vielfalt (Anzahl und Häufigkeit von Arten). Teilweise Zunahme von nicht standorttypi- schen Arten. Im Einzelfall prüfen, welche Massnahmen unter den gegeben Bedingungen geeignet sind. Dabei ist der ursprüngliche Gewässercharakter zu berücksichtigen.
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