Bauen und Modernisieren 2018
18 Bauen & Modernisieren 2018 Interview Hans Egloff, der Präsident des Hauseigentümer- verbands HEV Schweiz weiss, wo bei den Eigenheimbesitzern der Schuh drückt. Anreize schaffen err Egloff, welche Themen beschäftigen die Hauseigentü- mer im Moment am meisten? Die Eigenmietwert-Besteuerung ist nach wie vor ein grosses Thema bei den Hauseigentümern. Sie empfinden diese als ungerecht. Viele Eigenheimbesitzer haben versucht, ihre Hypotheken nach bestem Wissen und Gewissen nach und nach zu amortisieren und werden dann steuertech- nisch dafür bestraft. Stolperstein bei der Abschaffung war bisher immer die Frage, wie weit der Wegfall dieser Steuer mit den Steuerabzügen für werterhaltende Mass- nahmen am Haus zu vereinen ist. Ich per- sönlich bin der Meinung, dass wir für eine politische Diskussion alle Möglichkeiten erst mal in Betracht ziehen müssen. Nach dem Motto: Die Eigenmietwert-Besteue- rung muss weg, koste es, was es wolle. Be- züglich des Themas der energetischen Sa- nierungen zum Beispiel kann dann aber noch nicht das letzteWort gesprochen wor- den sein. Stichwort Energiewende: Wie weit sind wir schon, und was kann der einzelne Hauseigentümer zu den ökologischen Zielen beitragen? Hauseigentümer können natürlich sehr viel zur allgemeinen Einsparung des Energie- verbrauchs beitragen. Ich erlebe die Eigen- heimbesitzer als sehr verantwortungsbe- wusste Zeitgenossen. Ihnen ist es nicht egal, was mit unserer Umwelt passiert, und sie sind auch bereit zu investieren, so weit es ökonomisch sinnvoll und möglich ist. To- tal investieren die schweizerischen Haus- eigentümer jährlich über zehn Milliarden in den Unterhalt ihrer Liegenschaften. Etwa zwei Drittel davon fliessen in direkt wirksame energetische Massnahmen. Im Vergleich zur Industrie und zum Verkehr ist die energetische Sanierung des Gebäu- deparks auf gutemWege. Dennoch werden die Hauseigentümer bei der aktuellen Re- vision des CO 2 -Gesetzes voraussichtlich wieder zur Kasse gebeten. Gibt es eine Möglichkeit, die Anreize für energetische Sanierungen noch höherzuschrauben? Sie brauchen das richtige Wort: Anreize. Meines, zugegebenermassen liberalen, Er- achtens ist es immer sinnvoller, ein Ziel mit geeigneten Anreizen zu erreichen, als mit Regulation und gesetzlichem Zwang. Auch Förderprogramme führen meiner Meinung nach nicht zum Ziel. Dabei handelt es sich nur um die Umlagerung des Problems und nicht um dessen Lösung, denn Förderpro- gramme werden vom Steuerzahler bezahlt und das sind letztlich auch die Hauseigen- tümer. Lenkungsabgaben fallen ebenfalls in dieselbe Kategorie. Ich bin aber ein ab- soluter Freund von Anreizsystemen. Eines davon wäre zum Beispiel der Gewinn ei- ner höheren Ausnützung bei entsprechen- den Sanierungsmassnahmen, oder eine Grenzabstands-Verringerung. Eine ande- re wirksame Massnahme wäre der steuer- liche Anreiz. Das diesjährige Motto der Messe Bauen & Modernisieren in Zürich lautet: «Erneuern – leicht gemacht». Was bedarf es, um diese Nonchalance an den Tag legen zu können? Leicht gemacht ist es dann, wenn man eine gute, umfassende Beratung erhält. Das be- ginnt bereits bei der Lageberatung, über die Energieberatung bis hin zur konkreten Umsetzung. Die Messe Bauen &Moderni- sieren ist ein geeigneter Ort, an dem man sich diese umfassende Beratung holen kann. Das A & O des «leichten Bauens» ist es, gute Partner an der Seite zu haben. Wie kann man sich absichern, die richtigen Partner zur Seite zu haben? Der Hauseigentümerverband mit all sei- nen Organen bietet gute Richtlinien dazu. Auch gelabelte Organisationen sind ein Ga- rant für nachhaltige Qualitätsansprüche. Dann empfiehlt es sich, Referenzen einzu- holen und auf gute Erfahrungen von Freun- den und Bekannten aufzubauen. Es ist ein Gebot der Stunde, die Handwerker nicht immer nur nach dem Preis auszuwählen, sondern sie auch bezüglich der Qualität ihrer Arbeit zu beurteilen. Welche Steine legt die Politik der Leichtigkeit in den Weg? Bei den Baunebenkosten, wie Anschluss- gebühren etc. haben wir eine Entwicklung, die am Schluss nicht nur auf die Hausei- gentümer zurückfällt, sondern auch auf die Mieter. Und es kommen immer wieder neue Gebühren und Zwangsabgaben und -vor- schriften dazu. Wir müssen vom totalen Perfektionismus loskommen und nicht al- les über einen Leisten schlagen. Im Zwei- felsfall bin ich immer für den liberalen An- satz, auch wenn der Nachbar ebenso von dieser Einstellung profitiert. Das ist der Preis, den wir fürs Zusammenleben leis- ten müssen. Hans Egloff sitzt für den Kanton Zürich im Nationalrat ( SVP ) und zeichnet als Präsident des Hauseigentümer- verbands Schweiz. H Interview: Anita Simeon Lutz
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