Bauen und Modernisieren 2018
36 Bauen & Modernisieren 2018 Ratgeber Küchenfreuden Eine neue Küche gelingt besonders gut, wenn die individuellen Bedürfnisse und der Lebensstil der künftigen Nutzer in die Planung mit einfliessen. Text: Ulrike Nicholson on den Elektroanschlüssen und den Wasserleitungen über die räumliche Gestaltung bis hin zur Auswahl von Küchenmöbeln, Schrankfronten, Geräten und Beleuchtung: Die Planung einer neuen Küche deckt ein komplexes Themengebiet ab. Das betrifft nicht nur den Neubau – auch die Renova- tion einer bestehenden Küche erfordert eine detaillierte Planung. Um eine Vorstel- lung der künftigen Küchensituation zu be- kommen, hilft es, sich ein paar grundsätz- liche Gedanken dazu zu machen, welchen Stellenwert das Kochen im Alltagsleben einnehmen soll. Denn die neue Küche soll zum Lebensstil passen und während der eine die schnelle Convenience-Küche sucht, passt zum anderen eine Ausstattung für ausführliche Kochevents. Hilfreich ist es in jedemFall, wennman sich genau über- legt, was an der alten Küche gut war und was einemverbesserungswürdig vorkommt. Raumorganisation und Effizienz Doch damit ist es nicht getan. Denn die Küche muss nicht nur den persönlichen Kochvorstellungen und Bedürfnissen ge- recht werden, sondern auch den räumli- chen Bedingungen. Als Mindestraumma- sse für eine gut funktionierende Küche gelten 8 bis 10 Quadratmeter. Soll zusätz- lich ein geräumiger Essplatz integriert wer- den, benötigt man mindestens 12 Quadrat- meter. Je nach Grösse und Grundform des Raumes bietet sich eine ein- oder zweizei- lige beziehungsweise eine L- oder U-för- mige Küche an. In einer zweizeiligen Kü- che freut man sich über eine Raumbreite von mindestens 2,40 Metern, damit man sich zwischen den geöffneten Türen oder Schubladen noch bequem bewegen kann. Für eine Küche in U-Form sollte der Raum mindestens 2,70 Meter breit sein. Stehen 15 bis 20 Quadratmeter oder mehr zur Ver- fügung, kann man die Variante mit freige- stellter «Insel» in Betracht ziehen. Eine Kücheninsel kann unterschiedliche Funk- tionen enthalten. Wird sie als Koch- und Arbeitsbereich genutzt, kann sie kleiner bemessen werden, als wenn ein Spül- oder Servierbereich eingeplant ist. Grundsätzlich ist bei der Verteilung der Funktionsbereiche darauf zu achten, dass dieWege kurz bleiben und die Anordnung von Möbeln und Geräten den Arbeitsab- läufen ergonomisch entgegenkommt. Eine übersichtliche, effiziente Aufbe- wahrung von Vorräten und Kochgeschirr gelingt in extragrossen Auszügen im Un- terschrankbereich. Generell empfiehlt es sich, für eine optimale Erreichbarkeit des Stauguts in den unteren Bereichen keine Einlegeböden und Türen, sondern eher Schubladen einzusetzen. Bei Hochschrän- ken sorgt ein «Apothekerauszug» für be- sonders gut einsehbaren Stauraum. Für den Eckschrank sind heute neben dem klassi- schen Drehkarusell einige neue Lösungen auf dem Markt, damit auch der letzte tote Winkel des Kücheninnenlebens maximal ausgenutzt wird. Wenn es sich um die Sa- nierung eines Altbaus handelt und nur ein begrenztes Raumangebot zur Verfügung steht, sollte auf jeden Fall die Raumhöhe mittels Schränken und Regalen maximal ausgenutzt werden. Der Küchenspezialist kennt sowohl die entsprechenden Planungs- grundsätze als auch die Produkte, die der Küchenmarkt zu bieten hat. Faustregeln individuell anpassen Als die häufigsten Fehler in der Küchen- planung gelten Bemessungsfehler. Wenn die Arbeitsplatte zu hoch oder zu tief ein- gebaut wird, macht das Kochen keine Freu- de. Ideal ist es darum, wenn die Montage- höhen individuell auf die kochende Person angepasst werden. Ein paar Grundregeln helfen dabei: So errechnet man beispiels- weise eine ergonomisch sinnvolle Höhe für die Arbeitsplatte, indem man sie etwa 15 Zentimeter unter der Unterkante des an- gewinkelten Unterarms ansetzt. Damit eine frei hängende Abzugshaube nicht beimKo- chen stört, sollte sie etwas zurück von der Arbeitsflächenkante und etwa fünf Zenti- meter unter der Körpergrösse montiert wer- den. Backöfen sollte man so positionieren, dass der Koch sich beim Herausnehmen des Blechs nicht die Hand verbrennt. Die Tatsache, dass es in vielen Fällen zwei un- terschiedlich grosse Küchennutzer gibt, stellt eine weitere Herausforderung dar. In diesem Fall hilft eine pragmatische Vorge- hensweise: Den Dampfabzug positioniert man grundsätzlich lieber zu hoch als zu tief und orientiert sich im Zweifelsfall am grö- sseren Nutzer. Beim Backofen sollte dage- gen der kleinere Partner als Referenz ge- nommen werden. Es muss nicht das Teuerste sein Was bei der Gestaltung für die Wohnwelt gilt, macht vor der Küche nicht Halt. Zur Auswahl steht eine grosse Designvielfalt – vom Industriedesign bis zumVintage Look. Interessant ist dies besonders für diejeni- gen, die sich eine offene Küche mit flie- ssendem Übergang zum Wohnzimmer wünschen. Vor lauter Freude über die pas- senden Farben oder Texturen der Oberflä- chen sollte man nicht vergessen, auf die Materialeigenschaften zu achten. Sonst kann es passieren, dass Materialien zum Einsatz kommen, von deren Eignung die Bauherren später enttäuscht sind: Wenn etwa die Küchenarbeitsplatte fleckenemp- findlich ist und dies dem Nutzer erst be- wusst wird, wenn es zu spät ist. V
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