Bauen und Modernisieren 2018

44 Bauen & Modernisieren 2018 Ratgeber Clever sanieren Wie soll das neue Badezimmer aussehen? Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht von einer Oberflächenverschönerung bis hin zu räumlichen Anpassungen. Wer eine Renovation plant, sollte sich genau überlegen, welchen Anforderungen das Bad heute und auch in Zukunft gerecht werden soll. Text: Ulrike Nicholson enn das Duschen und Zähneput- zen nur noch der Körperpflege dient und das Badezimmer selbst mit seinen aus der Mode gekom- menen Fliesen und der unpraktischenMö- blierung das Gegenteil der gewünschten «Wellnessoase» zu sein scheint, beginnt mancher über eine Renovation des Bade- zimmers nachzudenken. Tatsächlich ist es oft die Ästhetik, die den durchschnittli- chen Badezimmerbesitzer dazu bewegt, seine Nasszelle alle 15 bis 25 Jahre zu er- neuern. Technisch gesehen altern viele Elemen- te des Badezimmers deutlich langsamer. Einen Überblick darüber, wie es um die durchschnittliche Lebensdauer der einzel- nen Bauteile steht, verschafft die Lebens- dauertabelle, die der Hauseigentümerver- band ( HEV Schweiz) veröffentlicht: Danach hat die Badewanne aus Stahl nach etwa 35 Jahren ihr Höchstalter erreicht, ebenso das Waschbecken und das WC aus Kera- mik. Fliesen sind nach rund 30 Jahren fäl- lig, der Unterputz-Spülkasten nach 40 Jah- ren und die Kaltwasserleitung aus Chromstahl sogar erst nach 50 Jahren. Verschiedene Lösungswege Doch was nützt der zuverlässigste Spülkas- ten, wenn das Badezimmer den Ansprü- chen der Bauherrschaft bezüglich Design und Komfort nicht mehr gerecht wird? Um die Atmosphäre in einem Bad zu verbes- sern, ist bereits die Erneuerung der Ober- flächen ein sehr wirksames Mittel. Dafür müssen nicht einmal unbedingt neue Flie- sen verlegt werden: Wer sich vor dem Ab- schlagen der alten Fliesen scheut, belässt diese einfach und bringt eine neue Ober- fläche darüber auf. Eine Schicht Fliesen- lack beispielsweise sorgt für neuen Glanz und Farbe. Manche mineralische Putze und spezielle Kunstharze bieten sich an, um den alten Fliesenbelag mit einer durch- gehenden, fugenlosen und wasserdichten Oberfläche zu überziehen. Gerade das stra- pazierfähige Kunstharz eignet sich neben der Gestaltung von Wand und Boden so- gar für die Oberfläche von Badmöbeln. Bei der dazu gehörenden Farbgestaltung emp- fiehlt man helle, frische oder neutrale Töne. Vor allem bei kleinen Badezimmern ist dies von Vorteil – schliesslich soll der Raum nicht düster und beengend wirken. Die Qual der Wahl wird noch grösser, sobald es um den Austausch der Sanitärke- ramik geht: Der Markt bietet eine riesige Auswahl an Produkten. Egal ob man sich für die Badserie eines namhaften Designers oder die «namenlose», günstigere Varian- te entscheidet. – Wenn Waschtisch, Wan- ne und Badmöbel von der gleichen Stilrich- tung geprägt sind, ist für eine optische Harmonie des gesamten Ensembles gesorgt. Bei Bedarf berät ein Architekt sowohl bei der geeigneten Oberflächensanierung, als auch bei der Auswahl der Möbel und Sani- tärapparate. Er kann bei dieser Gelegen- heit auch gleich die konstruktive Ausgangs­ lage im Badezimmer prüfen. Denn gerade in Altbauten ist nicht alles ohne weiteres einbaubar. Für die bequeme und elegant wirkende Lösung einer bodengleichen Du- sche benötigen Sie etwa einen speziellen Bodenaufbau. Wegen dessen Höhe ist der Einbau nicht überall realisierbar. Extrag- rosse Badewannen wiederum können we- gen ihres Gewichts ein Problem für eine bestehende Tragkonstruktion sein. Die nachträgliche Installation eines Dusch- WCs ist dann ohne spezielle Vorkehrun- gen möglich, wenn die notwendigen – und nahe gelegenen – Strom- und Wasseran- schlüsse vorhanden sind. Wertsteigerung durch Badumbau Besonders aufwendig gestaltet sich die Sa- nierung, wenn räumliche Veränderungen gewünscht sind. Bei sehr kleinen Badezim- mern – wie sie vor allem in Gebäuden der 1950er- und 1960er-Jahre vorkommen – sind Grundrissanpassungen durch Verset- zen von nicht tragendenWänden allerdings oft sinnvoll. Besonders, wenn der Umbau altersgerecht ausgeführt werden soll, ist räumliche Grosszügigkeit entscheidend. Gut zu wissen: Investitionen in Barriere- freiheit lohnen sich in der Regel. Ein gene- rationengerechtes Badezimmer beispiels- weise trägt ganz klar zur Wertsteigerung des Hauses bei. Grundsätzlich schadet es nie, bei der Planung eines Umbaus einen eventuellen Wiederverkauf der Immobilie imHinterkopf zu haben. So werden sich die heute getätigten Umbaumassnahmen auch bei einem späteren Verkauf auszahlen. W Die Autorin: Ulrike Nicholson ist diplo- mierte Architektin ETH und arbeitet als freie Architektur- journalistin.

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