Bauen und Modernisieren 2018

58 Bauen & Modernisieren 2018 Report 6 Das grossformatige Fenster mit Blick zur alten Linde war bereits in den ersten Entwürfen vorhanden. 7 Höhenversätze und Fassa- densprünge verleihen dem Haus Plastizität und den Ausdruck von etwas Gewachsenem. 8 Naturstein, Zementplatten, Parkett und Kalkputz prägen die Oberflächenbeschaffen- heit des Hauses. Der Ruheraummit Sauna zuoberst un- ter demDach, ein kleiner, zeltartiger Raum mit verstecktem Zugang, mit einer intimen Terrasse, wie ein Vogelnest. Garage und Werkstatt stellten sich die Architekten schliesslich um einen offenen Hof angeord- net vor, der talseitig am Zugangsweg liegen sollte. Ein Arbeitsort für den Bauherrn, in Kontakt mit der Nachbarschaft. Die Fügung dieser unterschiedlichen Räume erschliesst sich über den Schnitt. Das Herzstück bildet die Sequenz vom langgezogenen Essraum hinauf zur luftig hohen Wohnhalle. Eine Raumfolge quer durch die ganze Haustiefe, die den hinte- ren mit dem vorderen Garten verbindet. Küche und Bibliothek sind seitlich daran als Raumnischen angegliedert. Davon aus- gehend entwickelt sich über alle Geschos- se hinweg ein Loos’scher Raumplan, der verschiedenartige Raumcharaktere auf kleiner Fläche ineinander verdichtet. Of- fen fliessende Raumzonen wechseln sich mit gefassten Nischen ab. Dementspre- chend komplex gestaltet sich der Weg durchs Haus. Gerade und rund gewendel- te, grosszügig offene und eng gefasste Trep- pen führen durch das Raumkontinuum, da- bei liegt keine Treppe über einer anderen. Homogenität versus Diversität Auch betreffend Materialisierung über- zeugt das Haus amMüseliweg. Der natur- farbene Kalkputz anWänden und Decken zieht sich durch das ganze Haus und ho- mogenisiert die verschiedenen Raumfor- men. Er verleiht den Räumen Tiefe und Sinnlichkeit und betont deren skulpturale Ausformung. Die Bodenbeläge unterstüt- zen das Thema der Vielfalt und Unter- schiedlichkeit der Räume. Zementplatten in diversen Farben, verschiedene Parkett- hölzer und Natursteine kommen zum Ein- satz. Die Übergänge zwischen den Mate- rialien werden durch Intarsien aus Stein gebildet. Die sorgfältig komponierte Ge- stalt des Hauses zieht sich in der Aussen- ansicht fort. Die vorgelagerte Pergola, ein Erker, gemauerte Kamine und mit Platten verkleidete Dachaufbauten evozieren 6 7