Bauen und Modernisieren 2018

3 70 Bauen & Modernisieren 2018 ie Gemeinde Rüti ist ein beschau- licher Ort. Umgeben von ausge- dehnten Wäldern bietet sie herrliche Erholungs- undWander- gebiete. Auf dem Gebiet des rund 12 000 Einwohner zählenden Städtchens ist auch Geschichtsträchtiges zu entdecken. Ne- ben dem ehemaligen Klosterviertel mit der Klosterkirche aus dem 13. bis 17. Jahrhun- dert zeugen wunderschön erhaltene Fab- rikantenvillen aus dem 19. Jahrhundert von der prosperierenden Vergangenheit Rütis als früherer Industriestandort. Ar- chitektur- und Designbegeisterten ist auch der Name Embru bekannt; er gehört zu ei- nem Unternehmen, das seit 1904 in Rüti ZH als «Eisen- und Metallbettenfabrik Rueti AG » tätig ist. Seit den 1930er-Jah- ren entstanden bei Embru in Zusammen- arbeit mit namhaften Architekten wie Marcel Breuer oder Werner Max Moser die ersten Freischwinger und andere Stahl- rohr-Möbel der Moderne. Ein Gebäude, das exakt diesen Geist der Moderne und des «BefreitenWohnens» wi- derspiegelt, ist oberhalb von Rüti amWald- rand zu finden. Der Schweizer Adrian Willi hat das markante Gebäude 1957 als junger Architekt errichtet. Der Bau mit Flachdach und Dachterrasse betont elementare For- men und authentische Materialien. Jede Form ist auf ihre reduzierteste Aussage zu- rückgeführt und jedes verwendete Materi- al in seiner natürlichsten, unbehandeltsten Struktur belassen. In der Anwendung mo- derner architektonischer Prinzipien – Dach- garten, sichtbare Pfeiler im Erdgeschoss, freier Grundriss und offene Hauptfassade – sowie an den verwendetenMaterialien lässt sich im sogenannten Trümmlen-Haus deut- lich der Einfluss Le Corbusiers und ande- rer Architekten des Neuen Bauens ablesen. In diesem aussergewöhnlichen Gebäude von Architekt Adrian Willi wohnt die In- nenarchitektin Anja Schulthess mit ihrer Familie. Licht, Luft und Sonne Kraftvoll und markant steht das kompakt wirkende Gebäude an einem bewaldeten Hang, umgeben von wucherndem Grün. Über einem Untergeschoss erheben sich drei Stockwerke, wobei sich imErdgeschoss sowie auf demDachgeschoss über mehr als die Hälfte des Grundrisses Terrassen aus- breiten. Licht, Luft und Sonne – das Pro- gramm der Architektur des Neuen Bauens ist beim Trümmlen-Haus allgegenwärtig. Aus der Situation heraus ergab sich eine turmartige Konzeption, bei der alle Räu- me gegen Süden orientiert sind und über einen freien Blick ins Tal verfügen. Das Ge- bäude besticht durch seine Einfachheit und seine präzise Detaillierung, finden Anja Schulthess und ihr Mann, der vor zwölf Jahren auf den aussergewöhnlichen, da- mals noch renovationsbedürftigen Bau auf- merksam geworden ist. Das Grundstück wird seitlich von ei- ner kleinen Zufahrtsstrasse her erschlos- D

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