teammedia-Verlag, Leseproben

37 Zweigniederlassung. Der Flugzeugpark bestand aus zwölf Flug- booten und vier Landflugzeugen. Im ersten Geschäftsjahr 1920 führten die sieben Piloten des Unternehmens rund 4700 Tou- ristikflüge aus, wobei 7384 Personen die Lufttaufe erhielten. Der Flugbootbetrieb brachte allerdings grosse finanzielle Verluste. Am 1. Juni 1922 nahm Ad Astra Aero mit einer Junkers F 13 – das erste «richtige» Verkehrsflugzeug – den Betrieb einer re- gelmässigen Auslandlinie von Genf über Zürich nach Nürnberg auf. Drei Jahre später eröffnete sie im Pool mit der deutschen Lufthansa den ersten europäischen «Express-Dienst» auf der 680 Kilometer langen Strecke Zürich–Berlin, die damals längste ohne Zwischenhalt beflogene Flugstrecke Europas. Der Flug in die deutsche Hauptstadt dauerte rund fünf Stunden. Mit der im September 1925 in Basel gegründeten Basler Luft- verkehr AG – Balair, die sechs Fokker-Flugzeuge im Linienver- kehr auf den Strecken Basel–Stuttgart und Frankfurt–Karlsruhe– Basel–La Chaux-de-Fonds einsetzte, erwuchs der Ad Astra Aero eine ernstzunehmende Konkurrenz. Rasch ergab sich jedoch eine Zusammenarbeit. Man stimmte die Flugpläne aufeinander ab, einigte sich auf ein gemeinsames Vorgehen gegenüber den Behörden und tauschte gegenseitig Flugmaterial aus. Zudem waren die Direktoren der beiden Unternehmen, Balz Zimmer- mann von der Balair und Walter Mittelholzer von der Ad Astra, freundschaftlich verbunden, so, dass der Gedanke eines Zu- sammenschlusses nahelag. Erste ausländische Fluglinien Im Sommer 1923 wurde Dübendorf erstmals von einer aus- ländischen Fluggesellschaft angeflogen: Die Firma Handley Page Transport Ltd. flog versuchsweise dreimal wöchentlich die Strecke London–Paris–Basel–Zürich. Die Zustände auf dem grössten Flugplatz der Schweiz vermochten allerdings der rasanten Entwicklung des zivilen Luftverkehrs kaum zu genü- gen: Die Militärluftfahrt betrachtete die zivilen Flieger als un- liebsame Gäste und behandelte diese geradezu unwürdig: Die Verkehrsflugzeuge mussten bei einem Schuppen am andern Ende des Flugplatzes im Freien abgestellt werden, während die Militärflugzeuge in grosszügigen Hangars untergebracht waren. Ein Stationsgebäude für die Passagierabfertigung fehlte – die Fluggäste teilten eine einfache Baracke mit dem Betriebsperso- nal und den Zollbehörden. Fliegeroffiziere machten sich einen Spass daraus, ihre Versammlungen mitten auf der Piste abzu- halten und so den Abflug oder die Landung der Verkehrsflug- zeuge zu verzögern; deren Piloten brausten dafür im Tiefflug über den Platz mit der Absicht, die Pferde der berittenen Offi- ziere zu erschrecken. Gründung der Swissair In der Absicht, die Flugsicherheit zu erhöhen, beschloss das Luftamt, internationale Linienflüge mit einmotorigen Flugzeugen nicht mehr zu subventionieren. Ausserdem legte es Ad Astra und Balair nahe, ihre Flugbetriebe zusammenzulegen. Am 26. März 1931 war es so weit: Die Balair und die Ad Astra beschlos- sen ihre Fusion zu einem gesamtschweizerischen Unterneh- men und gründeten mit einem Kapital von 800'000 Franken die Schweizerische Luftverkehr AG, Swissair. Die neue Gesell- schaft beabsichtigte, sich auf den Flugbetrieb internationaler Die Fokker F.VIIb 3m war in den 1920er-Jahren eines der ver- breitetsten Verkehrsflugzeuge überhaupt.

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